Stefan Rieger
"Tasten, Riechen, Schmecken: Modalitäten des Ambienten"
Die gegenwärtige Lage der Medien geht oftmals einher mit Figuren der Restitution – etwa der eines als ‚ganzheitlich’ konzeptualisierten Körpers, den es im Zuge von technischer Sinnlichkeitsstrategien wieder in sein Recht zu setzen gilt. Immer wieder wird im Zuge von Naturalisierungsgesten und Intuitionsoffensiven, etwa in der Gestaltung von Interfaces, das Phantasma virulent, diesen Körper in den medialen Umwelten zu adressieren – nach Maßgaben der Vollständigkeit. In der Kulturgeschichte wenig geschätzten Sinne wie das Tasten, Riechen und Schmecken kommt im Zuge des ihnen zugewiesenen Affektpotentials eine besondere Rolle zu. Der Beitrag will sowohl den praktischen Möglichkeiten als auch den damit einhergehenden Umstellungen in der Kommunikation nachgehen. Fast scheint es, als ob mit den Modalitäten des Ambienten bestimmten Formen der Rationalität sowie einer Logik unablässiger Steigerung von Komplexität Einhalt geboten wäre, als ob sich andere und alternative Formen des sensing und des interfacing Bahn brechen würden. Betroffen davon sind nicht nur bestimmte Phänomenbereiche und ihre jeweiligen Aktanten, sondern auch die zugehörigen Wissensformen.
Kurzbiographie
Stefan Rieger, Studium der Germanistik und Philosophie. Promotion über barocke Datenverarbeitung und Mnemotechnik, Habilitationsschrift zum Verhältnis von Medien und Anthropologie (Die Individualität der Medien. Eine Geschichte der Wissenschaften vom Menschen, Frankfurt/M. 2001). Aktuelle Arbeits- und Publikationsschwerpunkte: Wissenschaftsgeschichte, Medientheorie und Kulturtechniken.
Seit 2007 Professor für Mediengeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.
Jüngste Buchveröffentlichungen zusammen mit Benjamin Bühler, Bunte Steine. Ein Lapidarium des Wissens sowie Kultur. Ein Machinarium des Wissens (jeweils Berlin: Suhrkamp 2014) sowie Die Enden des Körpers. Versuch einer negativen Prothetik, Wiesbaden: Springer.