
10. Dezember 15 -
Fr.
11. Dezember 15
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Stunde Null. 1945 Zeitloch – Repräsentation und Latenz
Seit Cicero heißt es, das Antlitz spiegele die Seele. Wenn die Fassade das Gesicht des Hauses ist, so kann man davon ausgehen, dass in Analogie dazu die Oberflächen neuer und wiederhergestellter Bauten, insbesondere ab 1945, eine aufschlussreiche Wechselwirkung zwischen der architektonischen Erscheinung und dem „Seelenzu- stand“ Deutschlands abbilden. Ausgehend von jenem kulturellen Res(e)t in der sog. „Stunde Null“ geht der Workshop der Entsprechung zwischen der Fassadenge- staltung in der Nachkriegszeit und der Lage der Nation um 1950 in beschreibender, erforschender und analyti- scher Perspektive nach. Aus welchen Gründen jenseits billiger Baustoffe formen sich die Fassaden deutscher Städte in jenen Ausprägungen, die man heute als eigenar- tig bis verstörend einzustufen geneigt ist? Warum werden manche Innenstädte, vor allem in Westdeutschland, im Wiederaufbau weitestgehend verkachelt? Was lässt sich aus solchen abwaschbaren Orten beispielsweise in Köln ablesen, wenn deren wieder errichtetes Stadtbild infolge des großflächigen Einsatzes von Feinsteinzeug an den Fassaden einem externalisierten Badezimmer gleicht? Und verbergen sich hinter diesen keramischen Oberflä- chen nicht nur ästhetische Verunsicherungen, sondern gar die tiefen (Ab-)Gründe (west-)deutscher Geschmacklosigkeit?
KOORDINATION
Prof. Dr. Heiko Christians Universität Potsdam, EMW
Person
Prof. Dr. Markus Krajewski ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Basel. Zu seinen aktuellen Forschungsgebieten zählen Epistemologien des Randständigen, die Wissensgeschichte der Genauigkeit sowie Medien und Architektur. Publikation z.B. Lesen Schreiben Denken. Zur wissenschaftlichen Abschlussarbeit in 7 Schritten (Wien u.a.: UTB 2013). Außerdem ist er Autor der elektronischen Literaturverwaltungssoftware synapsen.
Mehr unter http://gtm.mewi.unibas.ch