
19. Mai 17
Ort
ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam
Forschungs- und Doktorandenkolloqium
Das medienwissenschaftliche Forschungskolloquium bietet DoktorandInnen und Post-Docs die Möglichkeit, ihre aktuellen Promotions- und Forschungsprojekte zu präsentieren und im kollegialen Rahmen zu diskutieren.
LEITUNG
Direktorium des ZeM
KOORDINATION
Dr. Adelheid Heftberger, ZeM
Die Königs-Figur im deutschen Märchenfilm von 1933 bis 1965
Ron Schlesinger
Die filmische Darstellung und intendierte Wirkung einer Figur kann durch zeitliche und situative Kontexte beeinflusst werden. Zeitgenössische Bezüge können zum Beispiel bestimmte Ideologien widerspiegeln und in Filmfiguren ihre narrative und ästhetische Entsprechung finden. Der deutsche Märchenfilm des 20. Jahrhunderts ist dafür ein treffliches Beispiel. Im besonderen Maße unterliegt die Königs-Figur den wechselnden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Agiert der Herrscher im Märchenfilm des „Dritten Reichs“ als positive Autorität, so ist der König im frühen DDR-Sozialismus ein Sinnbild für Ausbeutung und Dekadenz. Dagegen erscheint der Monarch im BRD-Märchenfilm der 1950er-Jahre als harmlose Vaterfigur. Das Dissertationsvorhaben beschäftigt sich nun mit der Frage, welche äußeren Merkmale und Eigenschaftsbereiche welche Informationen vermitteln, die den König im Rezeptionsakt als fiktives Wesen – und als positive Autorität, Ausbeuter oder Vaterfigur – erlebbar machen. Zudem soll beantwortet werden, welche filmischen Darstellungsmittel mutmaßlich welche figurenbezogenen Informationen über den König liefern, die in bestimmten Strukturen und Filmsequenzen angeordnet sind.
Figurationen des Subjektiven. Zur Darstellung von Imaginationen im Film
Maike Sarah Reinerth
Meine Arbeit untersucht filmische Darstellungen von Imaginationen aus systematischer und historischer Perspektive. Sie konzentriert sich dabei insbesondere auf Erinnerungsflashbacks, die filmästhetisch und -historisch von besonderer Relevanz sind, bezieht aber auch verwandte imaginative Phänomene des Mentalen – wie das Träumen oder Halluzinieren – mit ein. Dabei werden die Darstellungen nicht nur hinsichtlich ihrer audiovisuellen Ästhetik betrachtet, sondern auch mit – teils langfristig konstanten, teils historisch spezifischen und kurzfristig wandelbaren – Vorstellungen über Erinnerung und Imagination zusammengebracht. Ich versuche damit aufzuzeigen, wie wissenschaftliche Spezialdiskurse, alltagstheoretische Annahmen und intersubjektive Aspekte der (Welt- und Selbst-)Erfahrung, ebenso wie z.T. auf biologischen Dispositionen beruhende kognitive Konstanten bei der Produktion, Ästhetik und Rezeption speziell von Imaginationsdarstellungen – aber auch von Filmen im Allgemeinen – zusammenwirken. Zugleich entsteht dabei eine Geschichte des Erinnerungsflashbacks, die ihren Gegenstand jedoch nicht als analytisch isolierbares, rein ästhetisches Stilmittel betrachtet, sondern die Abhängigkeiten seiner ästhetischen Gemachtheit einbezieht. Für das Kolloquium ist die Diskussion von Thesen und ersten Ergebnissen aus den Analysekapiteln geplant.
Personen
Ron Schlesinger hat an der Universität Leipzig Germanistik, Journalistik und Anglistik (M. A.) studiert. Er forschte 2009 mit einem Stipendium der DEFA-Stiftung über den NS-Märchenfilm und veröffentlichte die Ergebnisse in der Monografie „Rotkäppchen im Dritten Reich. Die deutsche Märchenfilmproduktion zwischen 1933 und 1945. Ein Überblick“ (2010). Seit 2013 promoviert er an der Filmuniversität Babelsberg bei Prof. Michael Wedel über den deutschen Märchenfilm. Auf maerchen-im-film.de bloggt er über aktuelle Tendenzen und Klassiker des Märchenfilms.
Maike Sarah Reinerth ist Stipendiatin des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (ZeM) und Doktorandin der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Mainz und Hamburg beschäftigt. Sie lehrt und forscht u.a. zur Ästhetik, Theorie und Geschichte des Films, zu kognitiven Medientheorien und im Bereich der Animation Studies. Als Co-Sprecherin der Kommission „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ sowie Co-Koordinatorin der AG Animation ist sie in der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) aktiv und seit 2015 Mutter eines Sohnes. Aktuelle Publikationen: Subjectivity across Media. Interdisciplinary and Transmedial Approaches (hrsg. mit Jan-Noël Thon, 2017), In Bewegung setzen … Beiträge zur deutschsprachigen Animationsforschung (hrsg. mit Franziska Bruckner, Erwin Feyersinger und Markus Kuhn, 2017), „Metaphors of the Mind in Film: A Cognitive-Cultural Perspective“ (in: Embodied Metaphors in Film, Television, and Video Games. Cognitive Approaches, hrsg. von Kathrin Fahlenbrach, 2016).
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