Ziel des Promotionvorhabens ist die systematische medienphilosophische Ausarbeitung des Konzepts einer „negativen Ambientalität“. Damit wird die Verbindung zweier eng miteinander verknüpfter Diskussionen gegenwärtiger medientheoretischer bzw. -philosophischer Forschung gesucht: Zum einen die Abkehr einer Analyse von Einzelmedien zugunsten einer Hinwendung zu Medienumwelten, Medienökologien, Netzwerken, Relationen und Koexistenzialitäten, zum anderen die Rückkehr anthropologischer Fragestellungen und einer Kritik des Anthropozentrismus.
Werden Bezugnahmen auf ökologische Konzepte in der aktuellen Medientheorie dem Anspruch eines posthumanen Denkens oftmals nicht hinreichend gerecht, da sie zu einer Verkürzung von Umweltlichkeit auf systemisch-technische Prinzipien neigen, wird alternativ dazu sowohl die Aufmerksamkeit für die historische Genese des Umweltkonzepts geschärft, als auch die mediale Struktur von Umwelten als Frage nach der Modalität des Verhältnisses von Subjekt und Umgebendem, der Frage nach der Materialität des Umgebenden, sowie den damit implizierten Konsequenzen für das Verhältnis humaner und nonhumaner Lebewesen erschlossen.
Um das Potential einer Medienphilosophie des Umweltlichen einzulösen, gilt es daher, die Unverfügbarkeit von Umwelten hervorzuheben und die Kontrolle eines handlungsmächtigen Subjekts gegenüber seiner jeweiligen Umwelt einzuschränken. Ansätze dazu lassen sich ausgehend von der Rezeption des Biologen Jakob von Uexküll durch Martin Heidegger, Giorgio Agamben und Maurice Merleau-Ponty entfalten. In Verbindung mit Luce Irigarays dekonstruktiver Heidegger-Lektüre werden so drei Elemente negativer Ambientalität konturiert. Deutlich wird, dass Umweltlichkeit als existenzielle Lebensbedingung und die Medialität des Umweltlichen nicht voneinander zu trennen sind und humane wie nonhumane Lebewesen auf einer Ebene post-humanistischer Gemeinschaftlichkeit miteinander verschränkt.