Forschungskooperation zwischen ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG).
Autonomie – im Kontext technischer Innovationen ist dieser Begriff zu einer ubiquitär genutzten und daher auch sehr unspezifischen Zuschreibung geworden. Einerseits werden damit häufig sich selbst bewegende oder steuernde Maschinen wie Drohnen, Fahrzeuge oder Roboter assoziiert oder auch vielfältige Automatisierungsprozesse gebündelt. ‚Autonom‘ wird in dieser breiten Lesart zum Synonym für (künstliche) Intelligenz, (maschinelles) Lernen, Selbstbestimmtheit oder Anpassungsfähigkeit. Andererseits ist (mindestens) auch noch eine zweite Lesart des Begriffs möglich: Ein relationales Verständnis von Autonomie bezeichnet individuelle und kollektive Prozesse, die in Infrastrukturen eingebettet und durch diese bedingt sind. Erst im Verhältnis zu Medien, Regeln, Normen, Gesetzen, Architekturen, Materialitäten oder Maschinen erhält diese Autonomie überhaupt eine Bedeutung.
Das Forschungsprojekt sucht nach Antworten auf die Frage, in welchem Verhältnis die infrastrukturell gestützte und relational konstituierte Autonomisierung von Individuen und Kollektiven zum ‚Autonom-Werden‘ von Maschinen und KI-gestützten Systemen steht. Hierbei folgen wir vor allem der These, dass ein bisher zu wenig bedachter Widerspruch zwischen menschlicher und nicht-menschlicher (technischer) Autonomie besteht: Denn während sich die technische Autonomisierung weitestgehend als Automatisierung beschreiben lässt, beruht die Autonomisierung menschlicher Individuen oder auch Gruppen auf der Unterbrechung bisheriger Gewohnheiten und Automatismen durch ethische und politische Erkenntnisprozesse, die handlungswirksam werden und darin Selbstbestimmung realisieren.
Am 29. und 30. September 2021 veranstalteten das ZeM und das HIIG bereits einen internen Planungsworkshop, um unterschiedliche Ebenen von Autonomie zu diskutieren und erste Themenschwerpunkte zu identifizieren. Die Ergebnisse des Workshops wurden in einem kurzen Bericht festgehalten. Die Teilnehmer*innen des Workshops sind zur Überzeugung gekommen, dass das Thema der „Infrastrukturen der Autonomie“ in einem größeren Kontext behandelt werden muss. Vom 23. bis 25. November 2022 richteten das ZeM und das HIIG daher gemeinsam eine internationale Konferenz in Berlin aus. Die Ergebnisse der Tagung sollen in eine wissenschaftliche Publikation münden. Bei Fragen zur Forschungsinitiative nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit uns auf unter .