Meine Dissertation soll eine neue Perspektive auf die deutsche Rundfunkgeschichte eröffnen, in dem ich in historischen Tiefenbohrungen deren Vorgeschichte beschreibe. Die ‚Medienkulturgeschichte des Funkens‘ geht der Frage nach, was es konkret bedeutet, dass das Radio in Deutschland sich unter der Bezeichnung Rundfunk offiziell entwickelt hat. Die Differenz zwischen Rundfunk und Radio ist dabei, so meine These, keineswegs banal und beinhaltet mehr als den Verweis auf den (elektrischen) Funken als Erzeugungsart elektromagnetischer Wellen gegenüber „Strahlen“. Indem ich die Bezüge von Technikgebrauch und Begriffsgebrauch offenlege, werden andere Sichtweisen auf die Spezifik des Mediums in seinen historischen und territorialen Kontexten möglich. Die Untersuchung erfolgt in Form von Fallgeschichten, die von der semantischen und technischen Herausarbeitung des elektrischen Funkens im 18. Jahrhundert bis zur Setzung des Begriffs Rundfunk und der damit verbundenen Institutionalisierung des Radios in Deutschland durch Hans Bredow zwischen 1919 und 1923 reichen werden.
Aktuell ist zu beobachten, dass das Begriffsfeld rund um das Senden und Empfangen mit dem Wandel der technischen Konfigurationen massiv in Bewegung geraten ist. Für viele, sogar in den Rundfunkanstalten selbst, besteht kaum ein Zweifel, dass Rundfunk als medienpolitische Idee inzwischen etwas museal wirkt. Im gleichen Moment aber erfährt das Feld unerwartet Belebung, denn mit der Silbe „Funk-“ verleihen sich aktuell nicht nur Netzaktivisten ironisch gewendete Selbstlegitimierung („Sind wir schon Rundfunk?“). ARD und ZDF werben seit Kurzem ganz offiziell unter dem Namen FUNK (mit ‚u‘ gesprochen) als ihrer neuesten Online-Plattform um die jüngste Zielgruppe des Publikums. Die Veränderungen in der Sende- und Empfangspraxis haben den Begriff technisch obsolet werden lassen, sein Potenzial als Metapher scheint aber ungebrochen zu sein. Die Dissertation betrachtet Rundfunk und Funken als Gegenstand der Medienkulturgeschichte, in dem der Gebrauch von Technik und Sprache historisch korreliert werden. Dies soll den Blick auch in aktuelle Kontexte erweitern.