Nicole Schimkus
Digitale Technologien sind auf komplexe Weise mit dem kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leben des Einzelnen verwoben und verschaltet. Vor allem vor dem Hintergrund der zunehmenden Allgegenwart von Mensch-Maschine-Interaktionen rückt auch ihr Potential in den Fokus, gesellschaftliche Teilhabe sowohl zu ermöglichen als auch zu verhindern. So wird in Schnittstellen von Mensch und Maschine immer auch implizit oder explizit eingeschrieben, was als normal und was im Gegenzug als defizitär bzw. abweichend gilt. Menschen mit Behinderungen sind nur eine der Nutzergruppen, die sich regelmäßig mit in Informationstechnologien und Interaktionsparadigmen eingeschriebenen Normkörpern konfrontiert sehen (bzw. mit ihrem Abweichen von diesen). Soziokulturelle Inklusion ist keinesfalls selbstverständliches Nebenprodukt dessen, was weithin als technologischer Fortschritt affirmiert wird, sondern kann nur aus einer bewussten Haltung (bzw. Haltungsänderung) in Bezug auf ihren Gestaltungsprozess resultieren.
Diese Forschungsarbeit untersucht digitale Vermittlungsmedien in Museen auf die diskursiv und soziotechnisch erzeugte Konstruktion von Normalität und Abweichung. Es sollen Formen und Praktiken von Inklusion und Exklusion aufgedeckt werden, die digitale Medien in spezifischer Weise hervorbringen: z.B. durch die Privilegierung bestimmter Sinne und Körperteile in Bezug auf ihre Nutzung. Die Kategorisierung von Körpern im Sinne einer Zuschreibung von Dis/Ability soll dabei vor allem aus der Perspektive und innerhalb des Aktionsradius von Gestaltern digitaler Vermittlungsformate betrachtet werden. Anhand von Workshops mit Menschen mit und ohne Behinderung (Museumsbesucher und Nichtbesucher, Museumsfachleute, Kuratoren, Entscheidungsträger, …) sollen in einem iterativen Gestaltungsprozess evaluierbare Prototypen für inklusive Mensch-Maschine-Schnittstellen entstehen. Die Theoriebildung soll durch die Erkenntnisse aus der Analyse der Prototypen und ihrer Evolution überprüft, erweitert und verfeinert werden. Die Dissertation strebt an, eine vor allem im deutschsprachigen Raum manifestierte Forschungslücke im Bereich der inklusiver, digitaler Vermittlungsmedien in Museen zu schließen.
Forschungsschwerpunkte
Individualisierung der Museumserfahrung, digitale Kulturvermittlung
Nicole Schimkus, geboren 1987 in Bergen auf Rügen, studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule Wismar und Interfacedesign an der Fachhochschule Potsdam. Als freiberufliche Designerin widmet sie sich seit mehreren Jahren der Konzipierung und Gestaltung von Ausstellungen. Ihre Masterthesis untersuchte das postmoderne Individuum im Kontext der Institution Museum und befasste sich mit der Entwicklung von Konzepten zur Individualisierung der Museumserfahrung.
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