Die künstlerisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung untersucht den Gebrauch von Modellen zum Gedenken an sowie zur Darstellung, Vermittlung und Vorhersage von Katastrophen. Sowohl physische Miniaturmodelle als auch digitale Visualisierungen und Animationen sollen berücksichtigt werden.
Der Begriff Katastrophe meint ein plötzliches, unmittelbares Ereignis der Zerstörung, eine Inversion des Status Quo mit nicht zu bewältigendem Schadensausmaß. Der Begriff Modell – dem Lateinischen modulus, dem Diminutiv von modus, wörtlich „Maß“, entlehnt – kann eine Vielzahl an Dingen bezeichnen, die als Werkzeuge benutzt werden, um etwas zu beschreiben. Durch Analogiebildung und Idealisierung, Reduktion und Vereinfachung ermöglichen sie die Darstellung und Vermittlung komplexer Sachverhalte. Von der Etymologie beider Begriffe lässt sich ableiten, dass ein maßloses Katastrophenereignis im Modell maßstabsgetreu darstellbar ist. Demnach könnte man es, entgegen seiner Maßlosigkeit, eingrenzen und lokalisieren. Man könnte es sozusagen (be-)greifbar machen.
Katastrophenmodelle sind Rekonstruktionen vergangener, Erläuterungen gegenwärtiger sowie Vorhersagen zukünftiger Ereignisse. Während prognostizierende Darstellungen immer auch Rekonstruktionen vergangener Ereignisse sind, ist allen Katastrophenmodellen gleich, dass sie ein Vor und ein Nach dem Katastrophenereignis implizieren. Weiterhin besitzen sie eine räumliche Dimension: Sie weisen der Katastrophe einen Ort zu.
Anhand verschiedener Beispiele soll untersucht werden, wie sich das Maßgeben in der Darstellung äußert. Kontextabhängige Gestaltungsentscheidungen sowie spezifische Codes sollen ermittelt werden. Methodische Schwerpunkte liegen dabei auf der Beobachtung und der audiovisuellen Dokumentation derjenigen, die Modelle professionell nutzen. Ein multimediales Format soll entwickelt werden, welches die multiplen Bedeutungsebenen des Begriffs Katastrophenmodell aufgreift und anhand der recherchierten Beispiele in Beziehung setzt.