Die Dissertation fokussiert touristische Amateurfotografien, die ihre Distribution und Verwendung im sozialen Netzwerk Facebook finden. Die Expansion und einfache Zugänglichkeit der Social Media hat innerhalb der letzten 12 Jahre neue Verwendungsweisen privaten Materials und mediale Praktiken mit sich geführt, die den Umgang und die Rezeption privater Fotografien veränderten. Dabei migrieren soziale Praktiken der Fotografie – wie z.B. das Zeigen und Austauschen fotografischen Materials in Freundes- und Bekanntenkreisen und Fotoalben oder das Dokumentieren von Erleben – in das soziale Netzwerk Facebook und werden in die Netzwerkarchitektur integriert. Dort bilden sich durch die Bedienungsfunktionen der Interfaces, verschiedene Modifikations- wie auch Partizipationsmöglichkeiten (z.B. Like und Share-Funktionen, Hash- und Geotagging) und durch die zugrunde liegende technische Infrastruktur spezifische mediale Praktiken, Bilddistributionen und Akteursverhältnisse heraus. Urlaubsfotografien stellen dabei Aushandlungsflächen privater, kommerzieller und technischer Interessen dar, die das Netzwerk stabilisieren, mediale und sozio-technische Handlungen fixieren und beeinflussen sowie wichtige Informationen über Reisevorlieben der FotografenInnen, zurückgelegte Wegstrecken und über einzelne Bildinhalte bereithalten.
Dabei stützt sich die Arbeit auf das interdisziplinären Feld der Netzwerkforschung und ihren verbundenen aktuellen Theoriebildungen zu Formen der Visual Culture, neuen Medien, Digitalizität, sozio-kulturellen Gebrauchsweisen von Medien, Tourismustheorien sowie sozio-technischen Handlungstheorien. Zu den theoretischen Prämissen der Dissertation zählt die Annahme, dass Urlaubsfotografien über eine im sozialen Netzwerk erzeugten Handlungsträgerschaft (agency) verfügen, welche in Rezeptions-, Partizipationsprozess und sozio-technische/sozio-medialen Verkettungen auf unterschiedliche Weise aktualisiert und reproduziert werden kann. Die Dissertation interessiert sich sowohl für die technischen und nutzergenerierten Verwendungsweisen und Verteilungsmechanismen, als auch für die medialen Voraussetzungen und Bedingungen für solche Formen der Aktualisierung privaten Fotomaterials, die das Entstehen von visuellen Erfahrungswelten ermöglichen. Dieses Erkenntnisinteresse erfordert eine medienpraxeologische Auseinandersetzung sowohl mit dem fotografischen Bildmaterial und dessen Partizipations-/Modifikationsmöglichkeiten, als auch mit der sozio-kulturellen, sozio-technischen und medienwissenschaftlichen Theoriebildung.